Das dritte Semester fühlt sich anders an als das zweite. Anstatt geballter Anatomie beschäftigt man sich nun mehr mit den Vorgängen im Körper, hauptsächlich besteht das Semester nämlich aus Biochemie, Physiologie und Neuroanatomie. Zusätzlich findet der „Kursus“ der medizinischen Psychologie und Soziologie statt, in dem Gespräche zwischen Ärzt*innen und Patient*innen in verschiedenen Rollenspielen simuliert werden.
Zunächst vorne weg: Wer nicht spätestens jetzt seine Termine im Griff hat, sollte sich schleunigst organisieren und sich an die Benutzung von Kalendern gewöhnen! Aufgrund vieler anwesenheitspflichtiger Veranstaltungen und Abgaben ist es unermesslich, den Ablauf des Semesters frühzeitig im Blick zu haben und sich Fristen im Kalender dick anzustreichen. Nicht selten gab es kurz vor dem Physikum etwa ein böses Erwachen, weil jemand ein mal zu etwa die Abgabe des klinischen Seminars in Biochemie vergessen hat.
Die Lehre der Biochemie besteht aus drei verschiedenen Teilen: Der Hauptvorlesung (zweimal 90 Minuten pro Woche), in der die theoretischen Grundlagen ausführlich vermittelt werden; dem Praktikum (90 Minuten Einführungsvorlesung plus ein Nachmittag Praktikum ca. alle zwei Wochen), in dem die Lerninhalte in verschiedenen Versuchen praktisch untersucht werden; und dem klinischen Seminar (einmal 90 Minuten Vorlesung ca. alle zwei Wochen), in dem einzelne Aspekte herausgegriffen und hinsichtlich möglicher Pathologien besprochen werden.
Da das Fach in einem nicht ganz selbsterklärenden Konzept als eine Art Ringvorlesung über zwei Semester gelehrt wird, teilen sich drittes und viertes Semester in der Hauptvorlesung den Hörsaal. Praktikum und klinisches Seminar sind ebenfalls für beide Semester inhaltlich gleich, finden aber zeitlich versetzt abwechselnd statt. Für das klinische Seminar müssen alle zwei Wochen nach der zugehörigen Vorlesung auf StudOn Fragen beantwortet werden, welche als Teilnahmekontrolle genutzt werden. Im Praktikum werden verschiedenste Enzyme und biochemische Reaktionen untersucht, fast alle Versuche haben aber gemeinsam, dass sie mit einer ausgiebigen Verwendung von Pipetten und Photometern verbunden sind.
Die beiden Klausuren eines Semesters umfassen jeweils sowohl die Hauptvorlesung als auch das Praktikum und man sollte sich auch dementsprechend vorbereiten. Ausschlaggebend für das Erreichen eines guten Ergebnisses ist dabei das sichere Beherrschen von Details des Vorlesungsskriptes sowie des Praktikumsskripts („Quickies“). Dazu begleitend sind als Lehrbücher der kleine Löffler und die Duale Reihe Biochemie und das genaue Lernen der Folien zu empfehlen.
Von den insgesamt vier über das dritte und vierte Semester geschriebenen Klausuren wird die mit dem schlechtesten Ergebnis gestrichen und die Ergebnisse der übrigen drei Klausuren (in Prozent) addiert, zum Bestehen des Faches muss man in der Summe über 150% erreichen („Bestehensgrenze“ pro Klausur ist also effektiv 50%). Bei diesem System und da keine Wiederholungsklausuren angeboten werden, sollte man sich bereits für die erste Klausur umfassend vorbereiten. Mit einem guten Ergebnis in der ersten Klausur hat man bereits ein Puffer für die späteren Klausuren, ansonsten kommt man in der letzten Biochemieklausur vor dem Physikum leicht unter Leistungsdruck. In dieser letzten Klausur (im 4. Semester) muss jeder min. 33% erreichen, um den Schein zu erhalten – egal, wie viel Prozent vorher schon gesammelt wurden. Dafür hat man es dann im Physikum leichter…
Da die Biochemie über 2 Semester gestreckt ist, ist es essentiell wichtig, auf die Anwesenheits- und Abgaberegelungen zu achten! So darf über das 3. und 4. Semester zusammen (nicht 1 mal pro Semester!) jeweils nur 1 mal im Praktikum und 1 mal in der klinischen Vorlesung fehlen. Außerdem darf die Abgabe der Fragen beim klinischen Seminar maximal 1 mal vergessen werden, ansonsten müsste die gesamte jeweilige Veranstaltung wiederholt werden. Tut euch selbst also einen Gefallen, und habt diese Termine im Blick.
Die Lehre der Physiologie besteht aus einer Hauptvorlesung mit vier Wochenstunden, deren Inhalt jeden Montagmorgen in einem Seminar mit den schönen Montagstestaten wiederholt wird. Besonders wichtig: Wer mindestens 60% der Gesamtpunkte aus allen Montagstestaten erreicht, hat die Seminarklausur automatisch bestanden und spart sich die Teilnahme an dieser Klausur. Das ist wirklich sehr gut machbar, wenn man bei der Hauptvorlesung – die qualitativ in der Vorklinik ihresgleichen sucht – am Ball bleibt und sich außerdem durch frühzeitiges Beherrschen der in den Testaten ebenfalls gefragten Normwerte einen sicheren Punkt pro Testat holt. Außerdem muss der Stoff aus der Hauptvorlesung auch für die Praktikumsklausur beherrscht werden, man muss also früher oder später sowieso lernen.
Dazu kommt das Praktikum, in dem man den Mitgliedern seiner Gruppe mit EKG-Elektroden, Blutdruckmanschetten und Butterflykanülen zu Leibe rückt. Es werden verschiedenste Werte der wichtigsten Körperfunktionen erhoben und ausgewertet. Die theoretischen Hintergründe der Versuche und die zur Auswertung verwendeten Formeln werden am Ende des Semesters in der Praktikumsklausur abgeprüft, welche man leider nicht wie die Seminarklausur umgehen kann – im Gegenteil: Hier lohnt sich eine gründliche Vorbereitung, denn die Praktikumsklausur ist durchaus etwas anspruchsvoller als bisherige Klausuren. Nichtsdestotrotz ist sie aber auch nicht bodenlos.
Zusätzlich gibt es auch in der Physiologie ein klinisches Seminar welches entweder aus sehr interessanten Vorlesungen von Klinikärzten besteht, oder aus Referaten über die aktuellen Vorlesungsthemen in Kleingruppen. In beiden Fällen wird ein klinischer Bezug geschaffen und einem gezeigt, warum das Wissen aus der Physiologie tatsächlich auch für später relevant ist.
Die Vorlesung der Neuroanatomie umfasst ebenfalls vier Wochenstunden. In einem begleitenden Seminar werden zudem histologische Schnitte, anatomische Präparate und Bildgebende Verfahren besprochen. Auch gibt es etwa vier Vorlesungen von Ärzten, die sehr interessant sind und Bezug zur Praxis schaffen. Die Klausur zur Neuroanatomie findet schon etwas früher im Semester statt und ist in aller Regel keine große Hürde.
Sollten Neuroanatomie oder Physiologie nicht im ersten Anlauf klappen, gibt es hier das Angebot von Wiederholungsklausuren kurz vor Beginn des 4. Semesters. Diese zählen dann als 2. Versuch, allerdings bieten sie einem die Möglichkeit, ohne Altlasten ins 4. Semester zu starten. Je nach individueller Scheinfreit/Studienplanung sollte daher individuell entschieden werden, ob man sich hierzu anmeldet.
In der medizinischen Psychologie und Soziologie findet im dritten Semester der sogenannte „Kursus“ in Gruppen statt. Hier werden in Rollenspielen verschiedene Gesprächssituationen zwischen Ärzt*in und Patient*in simuliert. Als „Ärztin“ bekommt man beispielsweise die schwierige Aufgabe, dem „Patienten“ möglichst professionell mitzuteilen, dass er an Nierenkrebs erkrankt sei. Das Gespräch wird von der Kursleitung und den Kommiliton*innen genau beobachtet und beide Seiten bekommen im Anschluss ein ausführliches mündliches und schriftliches Feedback.
Vergesst nicht, den zweiten Teil eures Online-Portfolios rechtzeitig hochzuladen, sowie die nötigen Dokumente im Original abzugeben!
Wirklich. Bestenfalls erledigt man das frühzeitig, damit es nicht in der Klausurenphase untergeht.
Mit der richtigen Herangehensweise ist das dritte Semester insgesamt gut zu meistern und eine erfrischende Abwechslung zum sturen Auswendiglernen anatomischer Strukturen im zweiten Semester.
WS 17/18 Gregor
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