Doktorarbeit

Ein Thema über das man sich in allen anderen Fächern wohl kaum während des Studiums Gedanken macht. In Medizin ist dies etwas anders: Man kann bereits während des Studiums mit seiner Doktorarbeit beginnen, sodass man sich bei Verlassen der Uni nicht nur Arzt sondern auch gleich noch Dr. med nennen darf.

Welche Arten von Doktorarbeiten gibt es ?

Um diesen Titel zu erreichen gibt es 3 Möglichkeiten mit verschieden großem Aufwand, Aufgaben etc.

Experimentelle Doktorarbeit

Diese Form ist wohl die aufwendigste. Man verbringt viel Zeit im Labor, wo Grundlagenforschung und Experimente durchgeführt werden. Als Basis dieser Experimente können Zellkulturen, menschliches Gewebe (z.B. Tumormaterial) und Tiere dienen. Man erhebt selbst prospektive Daten. Experimentierfreude und Durchhaltevermögen sind hier gefragt, denn es kann durchaus passieren, dass man festhängt und mit den Experimenten nicht weiterkommt. Teilweise wird hier ein Freisemester verlangt, um am Stück im Labor zu arbeiten. Allgemein sollte man mit 2-3 Jahren rechnen.

Klinische Doktorarbeit

In Form einer prospektiven Studie erhebt man selbst aktiv Daten und geht einer bestimmten Fragestellung nach, wohingegen in Form einer retrospektiven Studie auch Daten aus bestehenden Patientenakten aus der Vergangenheit erhoben werden können. Bei einer aktiven Studie können die Daten wie EKG, Blutwerte oder Blutdruck erfragt werden oder subjektive Fragen von Patienten mittels Fragebögen beantwortet werden. So hat man bei einer aktiven Studie die Möglichkeit aktiv am Klinikalltag teilzunehmen, praktische Erfahrungen zu sammeln und neue Untersuchungstechniken zu lernen. Auch diese Form der Promotion ist etwas aufwendiger und man sollte mit 2-3 Jahren rechnen.

Statistische Doktorarbeit

Die Grundlage für eine Statistische Doktorarbeit, also die Daten, sind bereits von den Kliniken oder Studien erhoben worden. Diese sollen nun analysiert und mit Informationen aus der medizinischen Literatur verglichen und angereichert werden. So wertet man zum Beispiel Daten von Patienten mit einer bestimmten Krankheit in einem bestimmten Zeitraum aus und beantwortet festgelegte Fragestellungen nach bestimmten Kriterien. Wartezeit oder Ausfallzeit können dadurch, dass die Daten bereits erhoben wurden reduziert werden.

Wie kommt man an eine Doktorarbeit?

Schritt 1: Informieren

Jedes Semester findet eine Forschungsbörse statt: hier stellen sich einige Arbeitsgruppen vor und man kann sich Flyer mitnehmen und zuhause nachlesen. Ansonsten ran an den Laptop und googlen. Die meisten Arbeitsgruppen sind unter den entsprechenden Instituten zu finden und schreiben dort etwas über das Thema der entsprechenden Forschung.  Eine andere Möglichkeit ist es, selbst einen Dozenten, den man mag oder dessen Arbeitsgebiet einen interessiert, zu fragen, ob dieser ein Thema zu vergeben hat.

Schritt 2: Anschreiben

Hat man schlussendlich ein Thema gefunden, dass für einen selbst interessant klingt, geht’s ans Anschreiben. Hierfür einfach dem Leiter der Arbeitsgruppe per Mail ein kurzes Anschreiben mit Lebenslauf zukommen lassen.

Schritt 3: Gespräch

Viele zukünftigen Doktorväter /-mütter möchten ihren Schützling, bevor dieser Teil der Arbeitsgruppe wird, kennenlernen. Keine Panik dieses Gespräch dient wirklich mehr dem Kennenlernen, ist also kein strenges Bewerbungsgespräch. Wichtig ist aber, dass man sich zuvor Gedanken machen sollte, was man fragen möchte. Hier mal ein paar Beispielfragen: (Fragen weichen natürlich je nach Art der Doktorarbeit ab)

  • Wie groß ist die Arbeitsgruppe, gibt es außer mir weitere medizinische Doktoranden?
  • Wie ist die geschätzte Zeitdauer?
  • Was für eine Doktorarbeit wird es, gibt es eine Publikation?
  • Gibt es eine Einarbeitung, wie ist die geplant?
  • Bekomme ich einen eigenen Arbeitsplatz?
  • Gibt es zusätzliche Angebote, wie beispielsweise Seminare zu Statistik, etc.?

Was muss man bei der Auswahl der Doktorarbeit beachten?

Was evtl. sogar wichtiger ist als das richtige Thema, ist eine gute Betreuung, der Betreuer/ die Betreuerin ist hier meistens nicht euer Doktorvater /-mutter. Man steigt letztendlich in ein Gebiet ein, von dem man zu Beginn noch wirklich keine Ahnung hat. Deshalb ist es extrem wichtig, dass man jemanden zur Seite hat, der auch regelmäßig vor Ort ist und erreichbar ist, wenn man Fragen hat oder Hilfe braucht. Außerdem sollte, bevor man seinen geplanten ersten Tag hat, das genaue Thema festgelegt sein. Es ist auch gut zu wissen, auf welchen Zeitraum man sich einstellen muss, natürlich ist dies nicht zu streng zu sehen, in der Forschung es nämlich schwer zu sagen, aber einen groben Zeitrahmen sollte man kennen.

Doktorandenstelle angenommen und was jetzt?

Der erste Schritt ist geschafft, man hat eine Doktorandenstelle. Es ist verpflichtend bei Annahme der Stelle die Doktoranden-Betreuungsvereinbarung zu unterzeichnen. Nun geht es erstmal los mit lesen, nämlich die wichtigsten Publikationen zum Thema der Dissertation. Dann folgt die eigentliche Arbeit: das Erheben und Auswerten von Daten. Hat man dies geschafft, ist der erste Teil erledigt und man beginnt zu schreiben….

Was muss man beim Schreiben beachten?

Zuerst ist es hilfreich sich eine grobe Gliederung zu erstellen, um mal einen Überblick zu haben. Was dann das Schreiben angeht: Aller Anfang ist schwer. Oft passiert es, dass man ewig vor einem leeren Dokument sitzt, weil einem kein guter erster Satz einfallen will. Dabei ist es wichtig, im Kopf zu behalten, dass jedes Kapitel von der Rohfassung über die inhaltliche Korrektur bis zur sprachlichen Korrektur eine Entwicklung durchlaufen muss. Man kann ruhig erstmal drauf los schreiben, in Umgangssprache oder in Stichworten, Lücken lassen oder farbig markieren, was noch ausgefüllt werden muss. Die perfekte medizinische Doktorarbeit schreibt man nicht mit dem ersten Entwurf, sie muss nach und nach sukzessive erarbeitet werden.

Last but not least: Abgabe und Promotionsurkunde

Der letzten Schritt zum Titel Dr. med. kann seit 2020 nun vorläufig bereits vor Abschluss des Studiums absolviert werden. Ab hier ist vor allem erstmal Papierkram zu erledigen: Registrierung in der Promovierendendatenbank der Universität und Antrag auf Zulassung zum Promotionsverfahren. Eine Checkliste für die Unterlagen, die man bei dem Antrag abgeben muss, findet ihr hier

Ist man dann zum Promotionsverfahren zugelassen, kann man sich als Doktorand jederzeit in docDaten einloggen (mit IdM-Zugangsdaten) und den Stand des Verfahrens verfolgen. Die Dissertationsschrift wird fertiggestellt und vom Betreuer Korrektur gelesen. Ist man selbst und der Betreuer zufrieden mit der Arbeit, wird diese ggf. veröffentlicht und im Promotionsbüro abgegeben, wobei gleichzeitig Antrag auf Eröffnung des Verfahrens gestellt wird. Eine Checkliste, welche Unterlagen zusammen mit dem Antrag auf Eröffnung im Promotionsbüro abgegeben werden müssen findet ihr hier

Nun heißt es erstmal Warten: der Promotionsausschuss bestellt zwei Gutachter und entschiedet anhand der Gutachten über die Annahm oder Ablehnung der Dissertation und setzt die Note für die schriftliche Arbeit fest. Ist dies geschehen folgt die Verteidigung oder auch mündliche Promotionsprüfung: Sie bezieht sich auf das Thema der Dissertation sowie auf die Beziehungen, die dieses zu Fragestellungen in andere, insbesondere verwandte Fachgebiete in Theorie und Praxis hat.

Nach diesem Schritt hat man es dann geschafft, nun wird die Arbeit in der Universitätsbibliothek abgegeben und man erhält ca. 4 Wochen seine Promotionsurkunde – ab jetzt darf man den Titel Dr. med tragen.

Einmal im Jahr findet die Promotionsfeier statt, wobei durch die Überreichung einer Festurkunde die Promotion nochmal feierlich bestätigt wird.